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Streik mit vier Toten

Am Weiterbildungsabend setzten sich die Mitglieder Region Zug-Innerschwyz mit dem Streik vom 28. Juli 1875 in Göschenen auseinander. 

Pünktlich um 19 Uhr begrüsste Felix Staub, Präsident der Region Zug / Innerschwyz, die Syna-Mitglieder. Kurz darauf servierte das Team des Restaurants Gotthard in Goldau ein hervorragendes Nachtessen.

Das Referat von Kilian T. Elsasser rief in Erinnerung, dass mit 15 Kilometern der Gotthard-Scheiteltunnel bis 1905 der längste Tunnel der Welt war. Er gilt auch heute noch als Meisterleistung der Ingenieurs- und Vermessungskunst. Aber das Jahrhundertbauwerk wiederspiegelt auch der steinige Weg zum Arbeitsrecht und Gesundheitsschutz. Am 28. Juli 1875 konnte man in den Schlagzeilen lesen, dass beim Bau des Gotthardtunnels gestreikt und vier Italiener erschossen wurden. Erstmals gab es in der modernen Schweiz bei einem Arbeitskonflikt Tote. Die damalige Situation führt klar vor Augen, was ein verheerender Bauvertrag und ein Staat, der wegschaut, auslösen kann.

Warum ging es damals?
Der Referent zeigte interessant und fachkompetent die Hintergründe diese Streiks in Göschenen auf: Die Arbeitnehmenden waren nicht mehr bereit, einfach alles hinzunehmen, was man aufgetischt bekam. Sie forderten eine bessere Luftzufuhr, mehr Lohn und eine Bezahlung in bar anstatt in Marken, mit denen sie nur in den Geschäften der Bauunternehmungen einkaufen konnten. Für die aufkommenden Gewerkschaften war der Streik ein Anlass, auf die Missstände hinzuweisen und für ein erstes Nationales Fabrikgesetz zu werben, das 1877 vom Volk angenommen werden sollte. Der erste Streik in der modernen Schweiz mit Todesopfern war der Anfang von zahlreichen harten Arbeitskämpfen, die im Generalstreik von 1918 den Höhepunkt erreichten. In der schweizerischen Sozialgeschichte blieb der Streik von Göschenen ein einzigartiges Ereignis.

Umstrittene Schuldfrage
Dazumal informierten die Medien aus unterschiedlichen Blickwinkeln: Für die einen waren die tödlichen Schüsse eine unerhörte Tat. Für die andern war das Benehmen der unzufriedenen Arbeitnehmenden nicht gerechtfertigt. Sie hätten das vergossene Blut selbstverschuldet. Auf Veranlassung von Italien führte der Bund eine Untersuchung durch. Der Kanton Uri befragte die Hilfspolizisten als Zeugen und sperrte ein gutes Dutzend Italiener wochenlang ein. Das heizte die Protestwelle noch mehr an. Und der Urner Landammann Lusser brachte die Streikenden in ein schiefes Licht. Schlussendlich leitete der Bund eine eigene Untersuchung ein. Diese zeigte auf, dass in Göschenen unhaltbare organisatorische und hygienische Verhältnisse herrschten.

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